Alte Zeiten
Ooh Scheiße… *grummel*…. *grummelbrummel*…. Ihr wisst es schon, oder? Na klar wisst ihr es… Der kann ja nix für sich behalten, der olle Obermacker.
Tja… was soll ich schon machen… ändern kann ich es ja eh nicht. Uff… das wird echt hart… Im Moment weiß ich noch nicht, wie ich damit klar kommen soll…
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Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan….. das ist doch echt scheiße… *brabbelgrummelbrummel* Aber wenigstens gibt es Kuchen…
*seufz* Also gut, Haltung bewahren! Das ist wichtig. Egal, wie oft man auf die Schnauze fliegt, danach steht man gefälligst wieder auf, bringt das Fell in Form und stolziert weiter.
Wer hier erzählt? Ey, meinst Du die Frage ernst? Ich bin es. Robby. Der alte Sack, der morgen noch älter wird. Besser gesagt in zwei Stunden von jetzt an. Dreizehn Jahre… keiner hätte gedacht, dass ich mal so alt werde. Und jetzt ist es wohl so weit. Wahnsinn…
Ich kann mich noch an früher erinnern, als wäre es gestern gewesen. Nein, kann ich nicht. Aber der Obermacker kann. Der kennt meine Geschichte. Die war gar nicht so toll, deshalb bin ich dann auch bei ihm gelandet. Seit vier Jahren bin ich jetzt hier und eigentlich war ich der Zweithund, neben Boston. Aber ziemlich schnell hat sich gezeigt, dass ich die Hosen anhatte. Na, ja… ehrlich gesagt, war es Boston einfach nur völlig egal. Er wollte gar nicht eine Position im Rudel. Er wollte einfach nur Spaß haben und Leben. Das war schon ‘ne geile Sau.
Na ja, zurück zu mir. Dreizehn Jahre werde ich… mannomann… Ich bin ja ein Flat Coated Retriever, ein echter Jagdhund. Und ich konnte jagen! Alter Falter… wenn man mich gelassen hat, habe ich den Wald von oben nach unten und von links nach rechts durchkämmt. Kein Reh und kein Hase waren sicher vor mir. Katzen natürlich auch nicht. Und der einzige, auf den ich gehört habe, war der Obermacker. Er ist es immer noch. Nur, dass ich jetzt meinen Obermacker wieder teilen muss. Hmm… aber wenn er das so bestimmt, dann wird das so richtig sein.
Ja, ich habe meinen eigenen Kopf und kann extrem stur sein. Das weiß ich. Und er weiß das auch. Er akzeptiert es und lässt mich so sein, wie ich bin. Wenn ich überlege, wie hier alles angefangen hat… ich war ein echter Brummelbär. Kinder habe ich angeknurrt, Hunde habe ich angeknurrt, alle konnten mir den Buckel runterrutschen.
Aber dem Obermacker war das egal. Der hat mit mir trainiert. Der hat mit mir gespielt. Und er hat mich gekrault wie kein anderer. Und irgendwann hat es „klick“ gemacht. Ich habe aufgehört zu knurren, ich habe aufgehört, Situationen klären zu wollen. Es war so weit. Ich war bereit, die Kontrolle abzugeben. Der Obermacker muss mir nur einmal tief in die Augen schauen, dann ist es um mich geschehen.
Der Obermacker hat mir erklärt, dass es morgen eine kleine Feier mir zu Ehren gibt. Ich hasse Feiern. Aber es gibt auch Geschenke auf Feiern und deshalb bin ich einverstanden. Und ich habe gesehen, dass nicht nur die Zweibeiner einen Kuchen haben, ich bekomme auch einen. Einen Hundekuchen. Und da steht sogar was drauf. Was ich doof finde ist nur, dass ich mit dem Rollmops teilen soll. Der Kuchen ist ganz schön klein und davon soll ich dann nur die Hälfte bekommen. Die HÄLFTE. Das ist fast weniger als gar nichts. Und vermutlich bekomme ich noch weniger gar nichts als der Rollmops.
Ach ja, der Chris… Jajajaja, ich mag ihn ja. Und ja, er ist ein toller Kerl. Bisschen frech und er hat einen komischen Akzent, aber der darf ruhig bleiben. Der erzählt nur abends immer so viel, das ist etwas nervig für meine Ohren. Die bluten immer so leicht, wenn einer so viel labert. Aber er ist ein guter Kerl.
Sodele, ich muss mich jetzt verabschieden. Im Moment geht mir noch ziemlich viel durch den Kopf, was ich so erlebt habe in meinem Leben. Da waren viele unschöne Dinge, die ich leider auch nicht vergessen werde. Aber wenn ich überlege, wie mein Leben jetzt ist, dann ist alles gut.
Dem Hund, dem ist es ganz egal,
ob Du nun dünn bist oder dick.Er möchte Dir zur Seite steh’n
und dass Du schenkst ihm manchen Blick.Dem Hund, dem ist es einerlei,
ob Du nun groß bist oder klein.Er möchte nicht alleine streunen
und will in Deiner Nähe sein.Dem Hund, dem ist es nebensächlich,
ob Du arm bist oder reich.Selbst wenn Du im Freien lebtest,
wäre ihm das wirklich gleich.Dem Hund ist aber völlig wichtig,
welchen Weg sein Herrchen geht.Er wird Dich auch noch treu begleiten,
wenn der Wind zum Sturm sich dreht.
©Norbert van Tiggelen